Der portugiesischer Künstler Hugo Suissas erschafft Illusionen von Gebäuden, Straßen und Objekten, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Seine Werke sind modern und farbenfroh und unterscheiden sich stark von den Gemälden, die in Berliner Museen hängen. Und doch ziehen sie den Betrachter in ihren Bann. Sie schärfen den Blick für all das, was uns täglich umgibt und nur am Rande wahrgenommen wird.
Der 34-jährige Künstler hat auf Instagram fast 250.000 Follower. Ein Beitrag mit Bildern von Suissas auf X (ehemals Twitter) wurde mehr als 16 Millionen Mal angeklickt. Seine Bilder sind simpel, aber einfallsreich. Suissas entdeckte vor etwa zwölf Jahren seine Leidenschaft für die Fotografie, wie er der Berliner Zeitung erzählte. Hugo Suissas lebt heute in Singapur und arbeitet nebenbei für eine Werbeagentur.
Er bezeichnet sich selbst als ‚obsessiven Künstler‘. Seinen Erfolg führt er auf seinen fast unkontrollierbaren Wunsch zurück, etwas zu erschaffen, das es so noch nie gegeben hat. Wenn man zufällig auf ein Bild des Künstlers stößt, hält man ebenfalls für einige Sekunden inne. Obwohl das Dargestellte und die Realität nicht übereinstimmen, ergibt die Verzerrung des Realen einen Sinn.
Suissas sagt, dass ihm Ideen für ein neues Motiv nicht fehlen. Die Suche nach einer neuen Inspirationsquelle ist jedoch ein heikler Prozess. Täglich werden wir von einer Million Informationen überflutet. Das Geheimnis besteht darin, innezuhalten, zu suchen, zu atmen und nachzudenken. Dieser Prozess hat etwas Meditatives. Andererseits braucht es Zeit und Disziplin, um zwischen allen Ablenkungen des täglichen Lebens ein Detail zu erkennen, das Suissas fotografisch darstellen kann.
Illusion der Kunst
Das Motiv „Berlinergy„, bei dem das Brandenburger Tor als Adapter für ein Stromkabel dient, ist laut Suissas durch einen Zufall entstanden. Bei seinem ersten Besuch in Berlin hat er sich sofort in die Hauptstadt verliebt. Die Menschen, die „unbeschwert durch die Stadt schlendern und ihr Leben auf ihre ganz eigene Art leben, ohne dafür verurteilt zu werden“, haben Hugo Suissas verzaubert. Der Künstler findet in Berlin ständig neue Motive, die er festhalten möchte: „An jeder Ecke gibt es etwas, das mich inspiriert.“
Hugo Suissas lebte mehr als vier Jahre in Düsseldorf. Er erinnert sich noch heute mit Schrecken an die Kälte des deutschen Winters. In Portugal sind die Winter deutlich milder. In seiner Düsseldorfer Wohnung fokussierte er sich ganz auf seine Kunst, was eine seiner ersten sehr intensiven kreativen Phasen war.
Als Referenz nennt er ausgerechnet einen deutschen Künstler – Christoph Niemann. Der Grafiker, der in Ludwigsburg geboren wurde, entwarf unter anderem eine Briefmarke für die Deutsche Post, gestaltete eine Bilderserie für die Deutsche Oper Berlin (2018) und kreierte das Wandmosaik „Wannsee“ für den Fußgängertunnel im Bahnhof Berlin-Wannsee.
Beim Betrachten der Kreationen des portugiesischen Künstlers kommt einem sofort ein anderer Name in den Sinn – Michael Hughes. Hughes, der aus Großbritannien stammt, verliebte sich ebenfalls in den 80er-Jahren in Berlin. Er zog von London nach Kreuzberg, besetzte Häuser und fotografierte. Wenn man Bilder von Suissas und Hughes nebeneinanderlegt, erkennt man Parallelen, aber auch Unterschiede. Während Hughes‘ Bilder nicht bearbeitet werden und gelegentlich etwas unscharf sind, ist bei den Fotografien von Suissas sofort erkennbar, dass nachgeholfen wurde. Die Fotos sind gestochen scharf und die Farben sind hell und grell.
Bisher hat Suissas seine Fotografien noch in keiner Galerie ausgestellt. Er konzentriert sich derzeit vollständig auf seine Arbeit. Ein Buch zu veröffentlichen, in dem seine fotografischen Werke mit eigenen Texten kombiniert werden, ist ein Projekt, das er in Zukunft angehen möchte. Bis dahin sind seine Kreationen kostenlos auf seinem Instagram-Profil zu sehen.
Das könnte Sie auch interessieren: Was ist Kunsthandwerk? – Von Bruehl