Das Kunstwissen ist ein riesiges Gebiet und keiner kennt alles. Viele spezialisieren sich und sind Koryphäen auf ihrem Gebiet. Hier sind einige Fragen und Fakten über Kunst zusammengestellt, die das Allgemeinwissen erweitern.
Spannende Fakten
1. Wie erkenne ich „gute“ Kunst
Die Beurteilung eines Kunstwerks ist oft eine komplexe Angelegenheit. Ein Werk, das zu perfekt erscheint, wird von Kritikern häufig als kitschig betrachtet. Andererseits kann ein Laie oft erkennen, dass beispielsweise ein Amateur-Aquarell mit dem Titel „Sonnenuntergang“ kaum als Kunst angesehen werden kann – und in der Regel ist es das auch nicht.
Der Theoretiker Boris Groys behauptet, dass Kunst wie Kunst aussehen, aber gleichzeitig auch wie Nicht-Kunst aussehen muss, um als Kunst anerkannt zu werden. Dieser scheinbare Widerspruch kann vom Künstler nur gelöst werden, wenn er rechtzeitig mit der Arbeit aufhört. Oftmals ist weniger tatsächlich mehr! Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um den Schaffensprozess zu beenden und das Werk in seinem potenten Zustand zu belassen, anstatt es zu überarbeiten und dadurch seine ursprüngliche Kraft zu verlieren.
2. Wie teuer ist „gute“ Kunst Jeff Koons gilt derzeit als der teuerste lebende Künstler, und sein Werk „Balloon Dog“ wurde kürzlich für 58,4 Millionen Dollar versteigert. Die Käufer solcher Werke sind oft Internetmilliardäre, Investmentbanker oder Immobilien-Tycoons, die ihren Reichtum und ihren Geschmack zur Schau stellen möchten. Für sie kann der Kauf eines berühmten Gemäldes so bedeutsam sein wie der Erwerb eines Luxusautos oder eines teuren Apartments. Ein Bild des Graffitikünstlers Jean-Michel Basquiat erzielte im letzten Jahr bei einer Auktion eine Wertsteigerung von fast 100 Prozent, was sicherlich verlockend ist. Allerdings hätte man fast 50 Millionen Dollar gebraucht, um mitzubieten, und darüber hinaus genügend Geld für Versicherung, Transport und sichere Lagerung.
Für Kunstliebhaber, die gelegentlich erschwingliche Kunstwerke kaufen, besteht die Chance, eine Wertsteigerung zu erleben. Allerdings ist das Risiko an der Börse in der Regel geringer. Es ist wichtig, dass potenzielle Käufer von Kunstwerken die Kosten und Risiken sorgfältig abwägen und sich bewusst sind, dass der Kunstmarkt, obwohl er Gewinnmöglichkeiten bieten kann, auch volatil und unsicher sein kann. Letztendlich sollte die Liebe zur Kunst und die Freude an ihrer Schönheit im Vordergrund stehen, unabhängig von finanziellen Überlegungen.
3. Was ist in der Kunst erlaubt Was die Freiheit in der Kunst betrifft, ist Ai Weiwei sicherlich das prominenteste Beispiel für die Versuche autoritärer Regierungen, Künstler zu beschränken. Doch auch in freien Gesellschaften wie der unseren gibt es Grenzen, die weniger mit Regimekritik zu tun haben als vielmehr mit dem Strafrecht und dem Schutz von Minderjährigen.
Ein berüchtigtes Beispiel hierfür ist der im letzten Jahr verstorbene Wiener Aktionskünstler Otto Muehl, der die Grenzen zwischen Kunst und Leben verwischen wollte. Er provozierte mit schockierenden Elementen wie Kot, Blut und Gedärmen und wurde in den Neunzigerjahren wegen Verbrechen wie „Beischlaf mit Unmündigen, Unzucht und Vergewaltigung“ zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Dies verdeutlicht, dass Kunstfreiheit zwar ein hohes Gut ist, aber dennoch gewisse ethische und rechtliche Grenzen respektiert werden müssen, um die Würde und Sicherheit aller zu wahren.
4. Ist Kunst lernbar „Kunst ist weder lernbar noch lehrbar. Kunst entspringt ihrem Instinkt. Die Wesen, die von der Lehrbarkeit der Kunst sprechen, sind entweder Mitläufer, Mittelmaß oder im besten Falle Diktatoren“, behauptet der Künstler Jonathan Meese. Vielleicht bereiten Kunstschulen ihre Talente zumindest auf das Leben als Künstler vor – und bringen ihnen bei, wie man sich in der knallharten Kommerzwelt des Kunstmarkts behaupten kann, ohne sich verbiegen zu müssen. Diese Aussage wirft wichtige Fragen auf über die Natur der Kunst, die Rolle von Ausbildungsinstitutionen und die Herausforderungen, denen Künstler auf dem Kunstmarkt gegenüberstehen.
Es ist wahr, dass Kunst oft aus einem tiefen inneren Instinkt heraus entsteht und schwer in einem klassischen Sinne lehrbar ist. Dennoch können Kunstschulen und Ausbildungsprogramme Künstlern helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, ihre kreative Stimme zu finden und sich in der Kunstwelt zu orientieren. Sie bieten Raum für Experimente, Feedback und kritische Reflexion, die dazu beitragen können, dass Künstler ihr Potenzial entfalten können.
Darüber hinaus ist die Kommerzialisierung der Kunst ein wichtiger Aspekt, dem sich viele Künstler gegenübersehen. Kunstschulen können Künstlern beibringen, wie sie sich in dieser Welt behaupten können, ohne ihre künstlerische Integrität zu verlieren. Dies kann beinhalten, wie man sich selbst vermarktet, Netzwerke aufbaut, Verträge verhandelt und mit Galerien und Sammlern interagiert.
Letztendlich ist die Frage, ob Kunst lehrbar ist oder nicht, eine komplexe und subjektive Angelegenheit. Einige Künstler mögen glauben, dass Kunst rein intuitiv ist, während andere von der Struktur und dem Wissen profitieren, die sie durch formale Ausbildung erhalten. In jedem Fall bleibt Kunst eine individuelle und persönliche Erfahrung, die von jedem Künstler auf einzigartige Weise gelebt wird.
5. Der derzeitige Kunsttrend Der deutsche Pop-Art-Künstler Jim Avignon hat eine klare Meinung zu Street Art: „Die ich allerdings ziemlich langweilig finde. Viele denken dabei an Banksy, aber der ist eher eine Ausnahme. Street-Art ist inzwischen weniger ein Name für Kunst, die auf der Straße stattfindet, als ein gut verkäuflicher Trend. Man möchte damit ein junges Publikum ansprechen, deshalb ist alles sehr schrill und poppig. Es gibt wahnsinnig viele Totenköpfe in Neonfarben, und Stefan Strumbel, einer der Shootingstars der Szene, bemalt Kuckucksuhren in knalligen Farben. Und das ist leider das Level, auf dem sich Street-Art überwiegend bewegt.“
Avignons Standpunkt reflektiert eine Kritik vieler traditioneller Künstler an der Kommerzialisierung und Vereinnahmung von Street Art als Trend und Verkaufsware. Er betont die Reduzierung auf schrille und poppige Elemente sowie die Fokussierung auf kommerziell erfolgreiche Motive wie Totenköpfe und knallige Farben. Avignon scheint Street Art als oberflächlich und wenig innovativ zu betrachten und kritisiert das „Level“, auf dem sich viele Vertreter dieser Kunstform bewegen.
6. Reicht ein kleines Budget für eine Kunstsammlung
„Ja“, glaubt Jim Avignon, der bei seinen Ausstellungen immer darauf achtet, dass es auch Bilder für weniger als 100 Euro gibt. „Aber man muss viel anschauen, viel wissen und unbedingt eine eigene Meinung und einen eigenen Geschmack haben. Es lohnt sich, unbekannte Künstler in kleinen Galerien zu kaufen.“
7. Müssen Künstler exzentrisch sein Das Klischee eines Lebens voller Freiheit, Kreativität und Ausschweifungen, das mit dem Künstlerdasein assoziiert wird, existiert nicht ohne Grund. Während viele Menschen in den Routinen eines 9-to-5-Jobs gefangen sind, werden Künstler oft als eine Art Gegenentwurf präsentiert – als Menschen, die stellvertretend für ein Leben voller Freiheit und kreativer Entfaltung stehen. Obwohl dies sicherlich ein Klischee ist, neigen viele Künstler dazu, diesem Bild von sich selbst zu entsprechen oder es sogar zu zelebrieren. Die Inszenierung des eigenen Lebens wird dabei oft zu einem integralen Bestandteil ihres künstlerischen Werks.
Ein herausragendes Beispiel hierfür sind Gilbert & George, die sich seit den Sechzigern selbst als lebende Kunstwerke inszenieren. Ihre Performances und Fotografien zeigen sie oft als lebende Skulpturen in extravaganten Outfits, und ihr gesamtes Lebensstil wird zu einem Teil ihres künstlerischen Statements. Auf diese Weise wird nicht nur ihr Werk, sondern auch ihr Leben selbst zu einer Art Kunstwerk.
8. Sind Tiere Künstler Das Londoner Grant Museum of Zoology zeigte 2012 die erste Ausstellung mit Kunstwerken von Tieren, insbesondere von Elefanten und Menschenaffen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Schimpanse Congo, der bereits in den fünfziger Jahren vor den Live-Kameras der BBC malte. Congo galt als eine Art Avantgardist, der seiner Zeit voraus war. Es wird berichtet, dass er oft gleich mehrere Leinwände vor sich hatte und unglücklich wurde, wenn ihm ein Pfleger ein Bild wegnehmen wollte, bevor er fertig war.
Die Tatsache, dass Tiere wie Congo kreative Aktivitäten ausüben können, wirft interessante Fragen über die Natur von Kunst und Kreativität auf. Es stellt eine faszinierende Verbindung zwischen Mensch und Tier her und zeigt, dass kreative Ausdrucksformen nicht ausschließlich menschlichen Wesen vorbehalten sind.
9. Welche Aufgabe hat die Kunst Kunst ist ein Versuch, die Welt zu zeigen und zu begreifen. Ihre Geschichte reicht von den einfachen Höhlenmalereien der Frühzeit bis zu den abstrakten und konzeptuellen Werken der Gegenwart. Mit dem Fortschreiten der Gesellschaft und der Entwicklung neuer Technologien wurde Kunst zunehmend komplexer und artifizieller.
Beispiele wie die Readymades von Marcel Duchamp, wie das berühmte Urinal, reflektieren die Industrialisierung und die Veränderungen in der Alltagskultur. Diese Werke fordern die traditionellen Vorstellungen von Kunst heraus und zeigen, dass Kunst nicht unbedingt mit handwerklicher Fertigkeit oder ästhetischem Geschick verbunden sein muss, sondern dass sie auch Konzepte und Ideen vermitteln kann.
In der Konzeptkunst wird die Idee über die Ausführung gestellt. Es geht weniger um das fertige Kunstwerk als vielmehr um den Gedanken dahinter. Diese Form der Kunst stellt oft die Grenzen des traditionellen Kunstbegriffs in Frage und eröffnet neue Möglichkeiten für künstlerische Ausdrucksformen.
In jedem Fall geht es in der Kunst immer um eine radikale Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Sie reflektiert die Zeit, in der sie entstanden ist, und kann dazu beitragen, gesellschaftliche Fragen und Probleme zu beleuchten und zu diskutieren.
10. Welche Aufgaben hat ein Kurator Das Wort „Kurator“ stammt vom lateinischen „curare“ und bedeutet „pflegen“ oder „sich sorgen“. Ein Kurator ist daher jemand, der sich um Ausstellungen kümmert. Diese Aufgabe umfasst verschiedene Aspekte, von organisatorischen Aufgaben bis zur Auswahl der einzelnen Exponate. Dabei sind ein gutes Urteilsvermögen, fundiertes Wissen über Kunstgeschichte und -theorie sowie ein Gespür für aktuelle Trends von entscheidender Bedeutung.
Man könnte sagen, dass ein Kurator wie ein DJ für Kunst ist, wobei die Ausstellung sein Mix ist. Er wählt die Kunstwerke sorgfältig aus und arrangiert sie auf eine Weise, die eine bestimmte Botschaft oder Atmosphäre vermittelt. Ein erfolgreicher Kurator versteht es, eine Verbindung zwischen den verschiedenen Werken herzustellen und dem Publikum eine einnehmende und bedeutungsvolle Erfahrung zu bieten.
Ein herausragendes Beispiel ist Klaus Biesenbach aus Berlin, der es bis zum „Chief Curator at Large“ am renommierten Museum of Modern Art (MoMA) in New York geschafft hat. Seine Arbeit und sein Beitrag zur Kunstwelt zeigen, wie wichtig die Rolle des Kurators für die Gestaltung und Vermittlung von Kunst ist.
11. Darf man über Kunst lachen Ja, es ist interessant zu sehen, wie einige Künstler Humor und Ironie in ihre Werke einbringen, selbst in Situationen, die eigentlich ernst oder herausfordernd sind. Martin Kippenberger beispielsweise hat mit seinem Foto und dem Titel „Dialog mit der Jugend“ eine gewisse Selbstironie gezeigt und das Geschehene auf humorvolle Weise kommentiert.
Ähnlich verhält es sich mit Banksy, der oft mit seinen humorvollen und provokativen Werken Aufmerksamkeit erregt. Sein Projekt „Sirens of the Lambs“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie er durch eine ungewöhnliche Darstellung, nämlich Plüschtieren in einem Viehtransporter, eine kritische Botschaft vermittelt und gleichzeitig Humor einsetzt, um sein Publikum zum Nachdenken anzuregen.
Der Einsatz von Humor in der Kunst kann eine effektive Möglichkeit sein, um gesellschaftliche oder politische Themen anzusprechen und dabei eine breite Palette von Emotionen und Reaktionen beim Publikum hervorzurufen.
12. Die Rolle der Frau Es ist tatsächlich bemerkenswert zu sehen, wie Frauen wie Scheicha Al-Majassa bint Hamad bin Chalifa al-Thani an Einfluss gewinnen und bedeutende Positionen im Kunstbetrieb einnehmen. Ihr Engagement und ihre finanzielle Unterstützung haben dazu beigetragen, dass Frauen eine zunehmend prominentere Rolle im Kunstgeschehen spielen.
Obwohl Frauen wie Marina Abramovic und Cindy Sherman bereits seit langem als bedeutende Künstlerinnen anerkannt sind, gibt es immer noch Ungleichheiten und Barrieren, denen Frauen im Kunstbetrieb gegenüberstehen. Die Tatsache, dass Männer immer noch überwiegend den Ton angeben, zeigt, dass es noch Raum für Veränderungen und Fortschritte gibt.
Es ist jedoch ermutigend zu sehen, dass Frauen wie Scheicha Al-Majassa bint Hamad bin Chalifa al-Thani und viele andere Frauen zunehmend Einfluss und Führung im Kunstbetrieb erlangen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Branche in Richtung einer inklusiveren und vielfältigeren Zukunft bewegt, in der Frauen gleiche Chancen und Anerkennung erhalten.
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13. Warum sammelt man Kunst Bryan Ferry, bekannt als Mitglied von Roxy Music, teilt seine Leidenschaft für Kunst und sein langjähriges Engagement als Sammler. Er erklärt, dass Kunst schon immer einen bedeutenden Teil seines Lebens ausgemacht hat, auch bevor er in der Musikszene aktiv wurde. Ferry studierte Kunst bei dem renommierten Pop-Art-Künstler Richard Hamilton, was sein Interesse und Verständnis für die Kunst weiter vertiefte.
Seit den späten Siebzigern sammelt Ferry Kunst und gibt gerne Geld für Kunstwerke aus. Er betont, dass ihn der Finanzmarkt mit seinen Aktien und Anteilen nie interessiert hat und dass er weder Luxusautos noch Boote besitzt. Stattdessen schätzt er vor allem Gemälde aus der Zeit zwischen 1915 und 1920. Diese Werke sind zwar nicht extrem teuer im Vergleich zum Markt für zeitgenössische Kunst, aber sie bieten ihm Schönheit und Freude, mit denen er seit über 30 Jahren lebt.
Ferrys Aussage zeigt, dass Kunst für ihn nicht nur eine Investition ist, sondern eine Quelle der Inspiration und des Genusses, die sein Leben bereichert.