Die beiden Götter haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits vor dem Ankauf des Gemäldes von Anthonis van Dyck im Jahr 1938 durch die Reichskanzlei Berlin, seiner Überstellung in den „Führerbau“ München und seiner anschließenden Auslagerung im Altausseer Salzbergwerk wurde „Jupiter als Satyr bei Antiope“ in London, Paris und Luzern ausgestellt. Die genaue Route des Gemäldes durch die Jahrhunderte bleibt unklar, und über die früheren Besitzer ist wenig bekannt. Eine mögliche Entziehung während der NS-Verfolgung in den 1930er Jahren kann nicht ausgeschlossen werden. Seit 1960 hängt das Bild als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland im Kölner Wallraf-Richartz-Museum, während seine Geschichte weiter erforscht wird.
Das Gemälde ist ein perfektes Exponat für die Ausstellung „Die Reise der Bilder“ im Lentos Museum Linz, die bis zum 8. September läuft. Für Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller war es jedoch eine Herausforderung: Je unklarer die Provenienz, desto schwieriger war es, die aktuellen Besitzer zur Ausstellung ihrer Werke in Linz zu überzeugen. Einige Werke durften nicht ausgeliehen werden, und in anderen Fällen wurden Rückforderungen befürchtet. Dennoch konnte Nowak-Thaller über 80 Werke aus einer Sammlung von über 4000 zusammenstellen: Bilder und Objekte, die für das geplante „Führermuseum“ in Linz von Adolf Hitler sowie für andere Kunsthäuser des Reiches vorgesehen waren.
Kunst und dessen Bürde
Die Basis des heutigen Kunstmuseums in Linz bildete die Sammlung von Wolfgang Gurlitt, einem Berliner Kunsthändler und Cousin von Hildebrand Gurlitt. Gurlitt handelte mit Avantgarde-Kunst seiner Zeit und erwarb auch jüdischen Kunstbesitz. Im Jahr 1940 kaufte er eine Villa in der Nähe des NS-Kunstlagers in Bad Aussee und verkaufte 120 Werke an die Stadt, während er sich gleichzeitig als Gründungsdirektor der zukünftigen Institution empfahl.
Linz hat später dieses schwierige Erbe kritisch aufgearbeitet und einige der Werke restituiert. Gurlitts Leben und seine Rolle werden in einer Gastausstellung des Lentos Museums bis zum 3. November im Kammerhofmuseum in Bad Aussee rekonstruiert. Eine weitere Ausstellung findet vom 27. April bis zum 1. September in Bad Ischl Salzkammergut statt, in der zeitgenössische Arbeiten das Thema „Das Leben der Dinge“ beleuchten und sich mit „Kunstwerken und Artefakten zwischen Raub, Verschleppung, Restitution und Rekonstruktion“ auseinandersetzen. Alle drei Projekte wurden von Elisabeth Nowak-Thaller kuratiert und tragen zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte bei, die auch ein Teil des kulturellen Erbes der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut im Jahr 2024 ist.
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