Es gibt weltweit zahlreiche kuriose Kaufgeschichten, aber diese hier ist der Wahnsinn.
Vielleicht ist Ihnen das Szenario bekannt: Sie sind mit jemandem verabredet und wollten eigentlich schon vor zehn Minuten los, doch Sie finden Ihre Tasche einfach nicht. Sie sind sich sicher, dass Sie sie im Flur oder im Schlafzimmer liegen gelassen haben. Doch was wäre, wenn die Tasche winzig wäre – winzig genug, um durch ein Nadelöhr zu passen? Die Suche wäre wohl nahezu sinnlos – als würde man wortwörtlich eine Nadel im Heuhaufen suchen.
Genau eine solche mikroskopisch kleine Handtasche wurde nun für sage und schreibe 63.750 US-Dollar (etwa 58.460 Euro) versteigert. Sie ist neongrün, trägt das Markenzeichen von „Louis Vuitton“ und ist kleiner als ein Salzkorn.
Das Kunstkollektiv MSCHF (ausgesprochen wie „mischief“, das englische Wort für „Unfug“) aus New York hat diese Handtasche entwickelt. Die Gruppe ist für ihre skurrilen und kontroversen Werke bekannt, darunter ein Paar große rote Gummistiefel, ein Parfüm, das wie Kriechöl riecht, und Sneaker, deren Luftpolster mit Weihwasser gefüllt sind. Doch was hat es mit dem aktuellen Produkt auf sich? Die Handtasche von MSCHF misst lediglich 657 mal 222 mal 700 Mikrometer. Das Kunstwerk ist also so klein, dass man es nur unter einem Mikroskop richtig sehen kann.
Glücklicherweise war ein Mikroskop mit digitalem Display im Preis der Versteigerung inbegriffen. Diese Mikroskope können je nach Anbieter laut dem britischen Rundfunksender BBC zwischen 60 US-Dollar und mehreren Tausend Dollar kosten. Ursprünglich wurde geschätzt, dass die Tasche für 15.000 bis 25.000 US-Dollar verkauft werden würde.
MSCHF erklärt auf Instagram, dass es große, normale und kleine Handtaschen gibt. Die versteigerte Skulptur treibt dieses Phänomen der Verkleinerung auf die Spitze. „Wenn ein einstmals funktionales Objekt wie eine Handtasche immer kleiner wird, wird ihr Objektstatus immer mehr abstrahiert, bis sie nur noch ein Markensymbol ist“, heißt es. In diesem Fall soll die Mikro-Handtasche wohl als „Markensymbol“ für Louis Vuitton dienen. Das 3D-gedruckte Objekt ahmt die „OnTheGo“-Tasche des Luxuswarenunternehmens nach, wobei das Künstlerkollektiv die Marke nicht um Erlaubnis gebeten hat. „Wir sind große Anhänger der Schule ‚Bitte um Vergebung, nicht um Erlaubnis‘“, sagte Kevin Wiesner, Chief Creative Officer von MSCHF, vor der Versteigerung gegenüber der US-Zeitung „The New York Times“.
Mit der mikroskopischen Handtasche macht sich das Künstlerkollektiv über den Trend der kleinen Luxushandtaschen lustig, wie man sie etwa bei Fashion-Shows und roten Teppichen vermehrt sieht. Es ist nicht das erste Mal, dass die Künstler aus Brooklyn ein Markenprodukt nachgeahmt oder angepasst haben. Im Jahr 2021 legte MSCHF einen Rechtsstreit mit dem Sportartikelhersteller Nike bei, nachdem das Künstlerkollektiv ein Modell der Marke abgewandelt hatte. Das Team hatte einen Tropfen Blut und etwas Tinte in die Luftblase von Nike Air Max 97 Schuhen integriert und sie als „Satan Shoes“ verkauft. Insgesamt wurden 666 Paare produziert.