Der Markt ist voll von Möbel. Dennoch stellt der erfolgreiche Verkauf einige Probleme da. Die meisten Möbel, die auf dem Markt sind, sind für viele nicht modern genug. Und die Personen die sich für solche Möbel interessieren, erreichen ein gewisses Alter. Hat man früher mehrere Tausend Euro für ein Möbelstück ausgegeben, bringt das Selbe heute nur noch einen Bruchteil ein. Die Wertminderung ist enorm.
Wenn ein ehemaliger Tefaf-Händler klassizistische Möbel zur Versteigerung bringt, ist höchste Qualität garantiert. Doch allein diese Tatsache war Ende 2023 im Wiener Dorotheum bei der Auktion der Sammlung Otto von Mitzlaff kein ausschlaggebender Kaufanreiz. Von den 88 angebotenen Antiquitäten trugen nicht alle Lose das Etikett „außergewöhnlich“.
Erstaunlicherweise war die Zurückhaltung der Käufer bei den 16 Spitzenangeboten größer als bei den niedriger bewerteten, aber dennoch äußerst ansprechenden Gebrauchsmöbeln. Weniger als die Hälfte der möbelhistorisch untermauerten Stücke fand Abnehmer.
Zu den begehrten Objekten gehörte eine großartige Empire-Konsole mit Köpfen des Weingottes Dionysos auf den Tragstützen. Sie fand für 32.500 Euro (alle Preise inklusive Aufgeld) einen neuen Besitzer, einen deutschen Sammler. Der Preis für dieses imposante Möbelstück, nach einem Entwurf des berühmten Designers Thomas Hope, entsprach genau dem Rufpreis plus Aufgeld. Es scheint also keine Gegenbieter gegeben zu haben.
Ein fein gearbeiteter Sekretär aus dem Jahr 1780, der dem Berliner Hofebenisten Johann Gottlob Fiedler zugeschrieben wird, erzielte immerhin einen Preis von 20.800 Euro, nachdem er zuvor mit 12.000 Euro aufgerufen wurde. Das teuerste Stück war ein frühklassizistischer Münchner Aufsatz-Zylinderschreibschrank, der für 49.400 Euro verkauft wurde. Dieses edle Möbelstück mit sparsam eingesetzten Louis-Seize-Dekorationen fand ebenfalls Anklang bei einem deutschen Sammler.
Aktuelle Probleme auf dem Markt
Für den Einlieferer Otto von Mitzlaff ist das Ergebnis der Versteigerung zweischneidig. Nach seinen Berechnungen erzielte das Dorotheum inklusive Aufgelder einen Umsatz von etwa 250.000 Euro und verkaufte 60 Prozent des gesamten Angebots. „Das ist durchaus ein positiver Aspekt“, kommentierte der 84-Jährige im Gespräch mit dem Handelsblatt. Doch er fuhr fort: „Aber die meisten Verkäufe, besonders in der hochpreisigen Kategorie, haben meine Einkaufspreise und die Kosten für Restaurierung nicht erreicht.“
Die Auktion im Dorotheum bestätigt die aktuelle Situation: Der Möbelmarkt ist breit gefächert und begünstigt momentan die Käufer. Ein Beispiel hierfür ist die perfekt proportionierte Empire-Bank aus der Zeit um 1800, die einen Preis von 6.500 Euro erzielte. Dies erscheint für das elegante Mahagonimöbel mit dezenten Messingkanten und schwungvollen Säbelbeinen äußerst moderat. Für den Möbelkenner von Mitzlaff ist jedoch schmerzlicher, dass die Stücke mit Meisternamen und einer bedeutenden möbelgeschichtlichen Vergangenheit keine neuen Besitzer fanden.
Beispielsweise blieb der hochtaxierte Patentsekretär des Schreinermeisters Adolph Friedrich Voigt, ein Berliner Sekretär mit Porzellanplatten, sowie ein Sekretär des bedeutenden Möbelherstellers Friedrich Gottlob Hoffman unverkauft. Es scheint, dass der Klassizismus derzeit nicht der am meisten nachgefragte Stil auf dem Markt ist.
Internationale Höchstpreise im sechsstelligen Bereich und darüber hinaus werden vor allem von französischen Luxusmöbeln des 18. Jahrhunderts erzielt, insbesondere wenn sie eine Provenienz von Rothschild oder Hubert de Givenchy aufweisen. Die Auktion im Dorotheum bestätigt jedoch: Wer gegen den Trend kauft, ist keineswegs schlecht bedient.