Das Gemälde, das dem deutschen Kunstauktionsmarkt kurz vor Jahresende 2022 einen neuen Preisrekord bescherte, hatte zuvor bereits eine interessante Reise durch Deutschland unternommen.
Es handelt sich um das Portrait „Selbstbildnis gelb-rosa“ von Max Beckmann.
Ursprünglich gehörte es der Ehefrau des Malers, die es ihrem gemeinsamen Sohn schenkte, der in Oberbayern lebte. Die Enkeltochter des Malers kuratierte im Sommer 1996 eine Verkaufsausstellung der Berliner Galerie Pels-Leusden in der Filiale, die Geschäftsführer Bernd Schultz in Kampen auf Sylt eröffnet hatte. Das Bremer Ehepaar, das das Gemälde angeblich für rund fünf Millionen Mark erwarb, brachte es schließlich in die Schweiz, in den Kanton Zürich. Nach dem Tod ihres Ehemannes, einem bekannten Juristen, entschied sich seine Witwe in diesem Jahr zum Verkauf – in Berlin. Und das war ein bedeutendes Signal.
Vor einem Jahr wäre das Bild wahrscheinlich in London oder New York gelandet, bei Sotheby’s oder Christie’s. Stattdessen wurde Max Beckmanns „Selbstbildnis in gelb-rosa„, entstanden während seines Exils in Amsterdam im Jahr 1943, vier Wochen vor Weihnachten, im deutschen Auktionshaus Villa Grisebach angeboten – mit einem Schätzpreis von 20 bis 30 Millionen Euro.
Damit wurde in Deutschland erstmals ein einzelnes Gemälde vor einer Auktion so hoch taxiert. Der bisherige deutsche Preisrekord wurde ebenfalls von einem Beckmann-Bild gehalten, der „Ägypterin“ von 1942, die vor vier Jahren an gleicher Stelle für 5,5 Millionen Euro verkauft wurde. Dass dieser Preis schließlich im Dezember tatsächlich vervierfacht wurde, zeichnete sich erst ab, als Auktionator Markus Krause die Versteigerung bei 13 Millionen Euro eröffnete – und schnell signalisierte, dass bereits Gebote bis 17 Millionen vorliegen. Bei 20 Millionen Euro wurde schließlich der Zuschlag für das Selbstportrait erteilt.
Obwohl sich im Auktionshaus über den PR-Effekt gefreut wurde, der vor allem Bernd Schultz zuzuschreiben war, der das Bild bereits 26 Jahre zuvor auf Sylt verkauft hatte und dann die Villa Grisebach gründete, war man an der Berliner Fasanenstraße trotz der hohen Summe eher enttäuscht. Die Erwartungen lagen noch höher. Ein echtes Bietergefecht in Richtung der oberen Schätzung von 30 Millionen Euro kam jedoch nicht zustande, obwohl Schultz selbst mit Handy am Ohr in der ersten Reihe saß.
Insidern zufolge gab es nur einen einzigen Bieter. Dennoch war der deutsche Beckmann-Rekord symptomatisch für den Kunstmarkt am Ende des dritten krisenreichen Pandemiejahres. Weltweit verzeichneten die Auktionshäuser 2022 Rekordumsätze. Auch einige traditionsreiche deutsche Unternehmen vermeldeten Ergebnisse, die es in ihren jeweiligen Firmengeschichten zuvor nicht gegeben hatte.
Ketterer Kunst in München, derzeit das umsatzstärkste Auktionshaus in Deutschland, erreichte zum ersten Mal einen Jahreserlös von mehr als 100 Millionen Euro im Saal, bei Online- und privaten Verkäufen. „Das mag so manche Beobachter überraschen“, sagt der Inhaber Robert Ketterer. „Doch wer die Psychologie des Marktes kennt, der weiß, dass gerade in Zeiten der Unsicherheit und Krieg auch immer Zeiten des Investments sind.“ Dies gilt insbesondere für Werke der klassischen Moderne, aber auch für herausragende zeitgenössische Kunst.
Obwohl der deutsche Anteil am weltweiten Markt für internationale Kunst je nach Berechnungsmethode nur zwischen zwei und vier Prozent beträgt, bleibt das anhaltende Hoch auch außerhalb Deutschlands deutlich.
Bei den Versteigerungen der großen Häuser in London und New York im November 2021 und Mai 2022 spielte die Sammlung von Linda und Harry Macklowe insgesamt 922 Millionen US-Dollar ein. Im November 2022 brachten die 150 unbestrittenen Meisterwerke aus der Sammlung des 2018 verstorbenen Microsoft-Mitgründers Paul G. Allen bei einer zweiteiligen Auktion von Christie’s in New York sogar 1,6 Milliarden US-Dollar ein – ein einsamer Rekord in der Kunstauktionsgeschichte.
Ein Gedanke zu den Kunstpreisen:
Wird die Kunst in den Zeiten von Krieg und Krisen als Investment beliebter, weil Geld an Wert verlieren könnte und Immobilien zerstört werden können? Dann ist es leichter ein Gemälde zu schützen und sicher aufzubewahren, als zum Beispiel ein Haus.
Es ist allgemein bekannt, dass Immobilien und Gold als Vermögensanlagen genutzte werden. Die Kunst nimmt aber auch immer schon immer ein Platz in dieser Auflistung ein und wird immer bedeutender. Vielleicht spekulieren die Käufer der Kunst auf ein Steigen ihres Investment. Vielleicht sehen sie aber auch den kulturellen Wert den die Bilder mit sich bringen und dass dieser Wert schwer sinkt.