Im 17. Jahrhundert erlebte Antwerpen eine Blütezeit des Barock. Einige Maler spezialisierten sich auf Landschaften, während andere sich auf die Darstellung menschlicher Figuren konzentrierten. In besten Fällen arbeiteten sie zusammen. Diese Zusammenarbeit zahlt sich auch heute noch aus. Antwerpen um 1600 war eine wohlhabende Handelsstadt mit einem bürgerlichen Flair. Eine wohlhabende Käuferschicht und ein gut vernetztes Netzwerk europaweit agierender Kunsthändler trugen zum kultivierten Ruf der Stadt bei. Die führende Rolle in der europäischen Kunstproduktion war bis weit ins 17. Jahrhundert hinein unumstritten.
Ein beträchtlicher Teil dieses Erfolgs ist der streng reglementierten Lukasgilde zuzuschreiben. Die Mitglieder, darunter Künstler und Kunsthändler der Stadt, profitierten von optimierten Verkaufsprozessen sowie der Bewertung und Prüfung künstlerischer Leistungen. Zum Schutz und zur Förderung ihrer Mitglieder war es wichtig, unerwünschte Konkurrenz in Schach zu halten.
Mit der wachsenden Nachfrage entstand ein Werkstattmodell, das den Produktionsprozess strukturierte. Der Meister bestimmte Motiv und Komposition, die Gesellen setzten sie um, und der Meister überprüfte und vervollständigte die Arbeit. Das Werk trug seine Signatur und war das Ergebnis seiner Werkstatt. Das florierende Geschäft mit handwerklich hochwertigen Landschaften, modernen Stillleben und innovativen Bildlösungen führte zu einer gewissen Spezialisierung der Maler und zu Kooperationen zwischen ihnen. Die Gilde hatte nichts dagegen, solange die Qualität nicht den Ruf der Kunstmetropole schädigte.
Aus Zwei Ideen entsteht ein geniales Werk
Diese Kooperationen waren bei Großprojekten üblich und funktionierten auch im Kleinen gut. Künstler wie Peter Paul Rubens und Jan Brueghel der Ältere arbeiteten oft zusammen. Die Rezipienten jener Zeit betrachteten diese Kooperationen nicht als minderwertig, im Gegenteil, sie schätzten die Kombination zweier bekannter Künstler. Eine genaue Zuordnung einzelner Werke zu den Händen verschiedener Künstler gestaltete sich oft schwierig. Die Antwerpener Szene der Manieristen und Barockmaler war eng verbunden, oft auch durch Freundschaften oder familiäre Beziehungen.
Ein Beispiel dafür ist das Werk „Winterliche Stadtlandschaft„, das das Auktionshaus Koller in Zürich für die Altmeisterauktion am 23. September mit 150.000 Schweizer Franken taxiert. Der Experte Klaus Ertz datiert das 74 mal 106 Zentimeter große Gemälde auf etwa 1630 und stellt seine Entstehungsgeschichte erstmals sicher.
Die früheren Schweizer oder belgischen Besitzer waren sich dessen nicht bewusst. Ihnen gefiel wahrscheinlich das charakteristische Motiv, die subtile Lichtführung und die lebendige Darstellung. „Wintertjes“ waren eines der Lieblingsmotive von Joos de Momper. Nicht alle seine Werke waren in dieser Größe, denn er war bekannt für das Arbeiten im kleineren Format.
Ein weiteres Werk, eine „Hügelige Küstenlandschaft mit Fischverkäufern„, das etwa zur gleichen Zeit zusammen mit Jan Brueghel dem Jüngeren komponiert wurde und ebenfalls von Ertz nun als Gemeinschaftsarbeit zugeschrieben wird, schätzt Koller auf 40.000 Franken.