Münzen des Mittelalters
Münzen aus dem Mittelalter sind faszinierende Zeugen einer Epoche, die noch immer zu großen Teilen im Dunkeln liegt. Entgegen dem hollywood-geprägten Bild einer finsteren und gesetzlosen Zeit, muss das Mittelalter als eine kulturschaffende Phase der europäischen Geschichte verstanden werden. Aufgrund der religiösen Durchdringung aller Lebensbereiche hatte das Geld, zumindest in der Geschichtsschreibung, einen anderen Stellenwert als heute. Schaut man jedoch hinter die Fassade der schriftlichen Quellen, stößt man ab dem 13. Jh. auf hochentwickelte Finanzverhältnisse. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches ging man zu reinen Silberwährungen über. Neben dem dominanten Silber-Denar gab es als Ausnahme in den oberitalienischen Städten Goldmünzen, die Hauptsächlich zum Fernhandel mit dem Nahen Osten dienten. Größere Geschäfte wurden mit groben Barren abgeschlossen. Im weiteren Verlauf differenzierten sich die Geldverhältnisse je nach Region immer mehr aus. Während es in Frankreich, England und im westlichen Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zweiseitig geprägte Silberpfennige von kleinem Durchmesser gab wurden im Norden und Osten sogenannte Brakteaten geprägt. Diese sonderbaren Münzen, mit teilweise enormen Durchmessern und gleichzeitig sehr geringer Dicke, waren zeitlich begrenztes Umlaufgeld. Jährlich, oder gar halbjährlich kam es zu Verrufungen, bei denen die Münzen gegen neue eingetauscht werden mussten. Außerdem gelten sie als großartige Zeugnisse romanischer Kleinkunst, die einem scheinbar primitiven Mittelalter widersprechen. Ab dem 14. Jahrhundert etablierten sich die Groschen als größere Silbermünzen, die schließlich im späten 15. Jahrhundert mit Ausgang des Mittelalters von den Talern abgelöst wurden.
Das Sammeln mittelalterlicher Münzen verlangt ein hohes Maß an Fachwissen, Entsprechend spezialisiert und überschaubar ist die Sammlerschaft. Das ändert allerdings nichts daran, dass hochwertige mittelalterliche Münzen schwindelerregende Preise erzielen. Ein Brakteat Ottos des Reichen aus dem 12. Jahrhundert erreichte kürzlich ein Höchstgebot von 13.500 Euro (Dr. Busso Peus Nachf., 424, 2019).