Stuttgarter Zeitung, 04.05.2024 – In einer Welt, in der der Stresspegel ständig steigt und die Belastungen des Alltags oft überhandnehmen, suchen Menschen nach immer neuen Möglichkeiten, um Dampf abzulassen und ihre Emotionen zu bewältigen. Eine unkonventionelle, aber zunehmend beliebte Methode, um mit Frustration und Wut umzugehen, ist der Besuch eines sogenannten „Rage Rooms“ – einem Ort, an dem man sich auf legale und kontrollierte Weise austoben kann, indem man Gegenstände zertrümmert und seiner Wut freien Lauf lässt.
Die Stuttgarter Zeitung begab sich kürzlich auf eine Reise in die Welt des Rage Rooms und besuchte einen solchen Ort in Kornwestheim, einem Vorort von Stuttgart. Dort erlebten sie aus erster Hand, was es heißt, die Wut herauszulassen, und wurden Zeuge davon, dass es vor allem Frauen sind, die solche Termine buchen.
Der Besuch im Rage Room beginnt oft mit einer kurzen Einführung und Sicherheitseinweisung, gefolgt von der Auswahl von Gegenständen, die als Zielscheibe für die Zerstörung dienen sollen. Von Tellern über Flaschen bis hin zu elektronischen Geräten ist die Auswahl vielfältig und bietet jedem die Möglichkeit, auf seine eigene Art und Weise loszulassen.
Während Männer oft als diejenigen gelten, die ihre Wut durch körperliche Aktivität ausdrücken, zeigt sich im Rage Room eine interessante Dynamik: Hier sind es hauptsächlich Frauen, die sich für eine Session entscheiden. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Einige Frauen geben an, dass der Stress im Berufs- und Familienleben oft überwältigend sein kann und der Rage Room eine Möglichkeit bietet, diesen Druck abzubauen. Andere sehen es als eine Chance, gesellschaftliche Normen zu brechen und ihren Ärger auf eine unkonventionelle, aber befreiende Weise auszudrücken.
Während ihres Besuchs bei dem Rage Room in Kornwestheim konnten die Reporter der Stuttgarter Zeitung beobachten, wie die Teilnehmerinnen sich mit sichtlicher Erleichterung und Befriedigung in die Zerstörung stürzten. Das laute Klirren von zersplitterndem Glas und das Zischen von Metall, das durch die Luft flog, wirkten befreiend auf diejenigen, die sich normalerweise zurückhalten müssten.
Die Betreiber des Rage Rooms betonen jedoch, dass es wichtig ist, dass die Teilnehmer ihre Emotionen nicht nur durch Zerstörung ausdrücken, sondern auch lernen, sie auf konstruktive Weise zu bewältigen. Daher bieten viele Rage Rooms auch Beratung und Unterstützung an, um den Menschen zu helfen, ihre Wut besser zu verstehen und konstruktive Wege zu finden, mit ihr umzugehen.
In einer Welt, die oft von Hektik und Stress geprägt ist, bietet der Rage Room eine unkonventionelle, aber wirksame Möglichkeit, mit den Herausforderungen des modernen Lebens umzugehen. Und während es vielleicht überraschend erscheinen mag, dass es hauptsächlich Frauen sind, die sich für diese Art der Stressbewältigung entscheiden, zeigt es doch, dass die Fähigkeit, Wut zu bewältigen und loszulassen, keine Frage des Geschlechts ist, sondern eine menschliche Notwendigkeit, die jeder auf seine eigene Weise findet.
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