Der Lebensweg des Romantik-Künstlers Raden Sjarief Bastaman Saleh Ben Jaggia unterscheidet sich allein schon durch seine geographische Weite von allen anderen Biographien des 19. Er entstammte einer indonesischen Fürstenfamilie, die unter den niederländischen Kolonialherren zu leiden hatte. 1811 auf Java geboren, war er einerseits ein Kolonialmaler. Andererseits war es ein Kolonialmaler, der das Talent des Jungen erkannte und förderte.
Raden Saleh, der fünf Sprachen fließend beherrschte, ging zum Kunststudium nach Den Haag, 12.000 Kilometer Luftlinie von seiner Heimat entfernt, und zog dann für die schönsten Jahre seines Lebens, wie er gesagt haben soll, nach Dresden und Maxen, das heute zur Gemeinde Müglitztal gehört. Zwanzig Jahre lang blieb er in Europa. Ernst II. von Sachsen Coburg und Gotha wurde sein enger Freund, Raden Saleh ein gefragter Maler der Dresdner Spätromantik und Mitbegründer des Orientalismus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kehrte er nach Indonesien zurück, wo er 1880 starb und noch heute als Begründer der indonesischen Moderne verehrt wird.
Der Markt für seine Kunst, die in den letzten Jahren regelmäßig siebenstellige Preise erzielte, wird von indonesischen Sammlern angeheizt. Den Rekord hält eine monumentale Jagdszene mit Stier, die vor rund fünf Jahren in Frankreich für 7,2 Millionen Euro versteigert wurde. Ein ähnlich bewegtes Motiv versteigerte das Kölner Auktionshaus Van Ham vor einigen Jahren für 1,6 Millionen Euro: Ein Löwe verbeißt sich in ein Pferd und stürzt filmreif samt Reiter in eine Schlucht.
In Hollywood würde man das „Mission Impossible“ nennen: Der Reiter hält sich im freien Fall gerade noch an einem Ast fest. Wie wird das wohl am 17. Mai bei Van Ham für Raden Saleh ausgehen? Auch auf dem neu entdeckten Gemälde von 1842, mit knapp einem Meter Breite deutlich kleiner als die Rekordhalter, geht es um den Kampf mit einem Löwen. Drei arabische Reiter haben die Löwin bereits erlegt. Jetzt, mitten im Ritt, feuern sie eine Pistole auf den angreifenden Löwen ab. Der Schätzpreis liegt bei 300.000 bis 500.000 Euro.
Weitere Romantiker
Ruhiger, geradezu still, geht es auf dem Gemälde von Johann Hermann Carmiencke zu, das zwei Wochen später im Berliner Auktionshaus Bassenge für geschätzte 12.000 Euro aufgerufen wird. Der Hamburger Künstler malte 1830, gerade zwanzig Jahre alt, die verschneite „Winterlandschaft an der Elbe mit drei Reitern“, übrigens auf Leinwand, die noch auf den originalen Dresdner Keilrahmen gespannt ist. Die Reiter sind bei Carmiencke nur kleine Statisten. Die Hauptrolle spielen die mächtigen Bäume vor dem leuchtenden Abendhimmel. Carmiencke studierte damals in Dresden bei dem berühmten norwegischen Romantiker Johan Christian Clausen Dahl. Später wurde er Hofmaler des dänischen Königs, bevor er 6000 Kilometer Luftlinie zurücklegte, um in Amerika einer der Gründer der Brooklyn Academy zu werden.
Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski, 1817 auf der Krim als Sohn einer armenischen Familie geboren, studierte in St. Petersburg, bereiste mit einem Stipendium weite Teile Europas (auch Dresden) und hatte schließlich mit seinen Seestücken großen Erfolg. Von ihm hat Bassenge das Gemälde „Morgenglühen über dem Hafen von Konstantinopel“ (1874) für den Schätzpreis von 25.000 Euro im Katalog.
Auch Kunst von Caspar David Friedrich wurde im Mai versteigert. Eine böhmische Landschaft inspirierte 1828 sein Aquarell „Morgennebel“, das nun bei Karl & Faber in München Erwartungen von mindestens 150.000 Euro weckt. Vor zwei Jahren war das Werk bei einer Auktion in New York noch durchgefallen. Wie wird sich die erhöhte Aufmerksamkeit im Jubiläumsjahr auf den Markt auswirken?
Bei Grisebach in Berlin sorgte vor wenigen Monaten Friedrichs sogenanntes Karlsruher Skizzenbuch von 1804 mit einem Hammerpreis von 1,45 Millionen Euro für Schlagzeilen. Im aktuellen Grisebach-Katalog sticht seine 50×72 cm große Sepiazeichnung „Feuer in einer Kirchenruine“ von 1800/1801 mit einem Schätzpreis von 200.000 bis 300.000 Euro hervor. Auch kleine Bleistiftskizzen waren im Angebot. Eine davon zeigt den Blick auf den Wolfsgraben“ – ein Motiv aus der Sächsischen Schweiz – und soll mindestens 50.000 Euro einbringen. Vor genau zehn Jahren hatte Grisebach die Zeichnung schon einmal für 40.000 Euro zugeschlagen.
Bei Lempertz in Köln war ein Porträt des Philosophen Friedrich Wilhelm von Schelling zu sehen, der 1797 seine „Ideen zur Naturphilosophie“ verfasste und mit diesen Gedanken die Frühromantik beeinflusste. Stieler war einer der gefragtesten Porträtisten seiner Zeit und stand jahrzehntelang im Dienst der bayerischen Könige. Er malte Ludwig van Beethoven, Lola Montez und – im Dresdner Albertinum – die sächsische Herzogin Maria Augusta. Eine Fassung des Schelling-Porträts von 1835 befindet sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Lempertz schätzte das Gemälde in seiner Mai-Auktion auf 30.000 bis 40.000 Euro.
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