Der Weg von Haarlem nach Rom im Mai 1532 war für den Maler Maarten van Heemskerck nicht nur eine geografische Reise, sondern auch eine Reise durch die Zeit und die Geschichte. Auf dem Rücken seines Pferdes legte er etwa 1600 Kilometer zurück, von Poststation zu Poststation, möglicherweise über Brüssel und Lyon, durch Südfrankreich, bis er im Juli desselben Jahres sein Ziel erreichte: die legendäre Stadt Rom.
Dort verbrachte er fünf Jahre und führte akribisch Buch über seine Erlebnisse. Als souveräner Zeichner hielt er seine Eindrücke fest und brachte grandiose Alben seiner Stadteindrücke mit nach Hause. Das Berliner Kupferstichkabinett beherbergt rund 170 dieser Zeichnungen, die nun in einer fesselnden Ausstellung präsentiert werden.
Rom als Bildungsreise
Rom, damals eine Stadt, die von den Ruinen ihrer glorreichen Vergangenheit gezeichnet war, empfing Heemskerck in einer Zeit, in der die einstige Unzerstörbarkeit des „ewigen“ Rom bereits verblasste. Trotz des aufkeimenden Lebens inmitten der antiken Kulissen konnte man die Kluft zwischen der Realität der Stadt und den idealisierten Vorstellungen einer nachmittelalterlichen Gesellschaft nicht übersehen.
Heemskerck war ein aufmerksamer Beobachter dieser Welt, die für einen Moment den Atem anhielt. Anders als die rombegeisterte Renaissancegeneration hielt er klugen Abstand zum sentimentalen Enthusiasmus. Er spazierte fasziniert durch die Straßen, hielt seine Beobachtungen mit weichem Strich fest und vermied das beschwörende Pathos, das in seiner Zeit allzu oft anzutreffen war.
Seine Skizzen zeigen bekannte Orte wie den Konstantinsbogen, das Forum Romanum, den Circus Maximus und vieles mehr. Auch die vielen antiken Skulpturen, die überall herumlagen, faszinierten ihn. Besonders berührt war er von der „Laokoon“-Gruppe, deren tragischer Heroismus ihn tief beeindruckte und den er mit seiner unbestechlichen Zeichenkunst festhielt.
Die Berliner Ausstellung ermöglicht es uns, Heemskercks Reise wie eine Pilgerfahrt ohne Heilsversprechen zu erleben. Obwohl wir nicht genau wissen, wie er von Rom zurückkehrte, ist sicher, dass er unschätzbare Schätze mit nach Hause brachte – nicht nur in Form von Skizzen und Zeichnungen, sondern auch in Form einer reichen künstlerischen Erfahrung und Erkenntnis.
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