Immer mehr Quereinsteiger schaffen es durch Instagram zur seriösen Kunstkarriere und bringen das feste Gefüge des Kunstmarktes ins Wanken.
Ein Paradebeispiel für diesen Wandel ist die französische Künstlerin Johanna Dumet. Noch vor zehn Jahren finanzierte sie ihre Farben und Pinsel mit Putzjobs. Dann begann sie, ihre Arbeiten auf Instagram zu präsentieren und gewann rasch 44.000 Follower, die ihr die Bilder förmlich aus den Händen rissen. Heute wird die Quereinsteigerin von drei Galerien allein in Berlin vertreten und verkauft ihre Werke zu fünfstelligen Preisen. Dumet ist zwar noch eine Ausnahme, doch immer mehr Künstler drängen nach und machen den elitären Kunstbetrieb durchlässiger. Früher entschieden Galeristen, welche Newcomer Karriere machen, heute nehmen junge Kunstschaffende ihre Verkäufe und Vermarktung selbst in die Hand.
Veränderte Spielregeln durch Instagram und co
Social Media stellt die Rolle der Galerien infrage. Künstlerin und Ex-Tennisstar Elisa Klinkenberg fragt sich: „Warum soll ich 50 Prozent meiner Einkünfte an eine Galerie abtreten, obwohl ich die ganze Arbeit mache?“ Sie hat mit ihrer Kunst und diversen Marken-Kooperationen ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Solche Geschäftsmodelle könnten den Kunstmarkt nachhaltig verändern.
Elke Buhr, Chefredakteurin des Fachmagazins Monopol, zweifelt jedoch am dauerhaften Erfolg der Quereinsteiger: „Ein Künstler wird erst durch die Anerkennung der Fachwelt relevant. Galerien, Sammler und Museen werden weiterhin bestimmen, wer dazugehört.“ Auch etablierte Galeristen wie Judy Lybke, der Neo Rauch und die „Leipziger Schule“ groß gemacht hat, halten wenig von der Macht der Follower. Lybke warnt, dass zu großer Verkaufserfolg auf Instagram ein Talent sogar verbrennen könnte, da dies die Kunstwerke inflationiere und auf Dauer entwerte.
Trotz dieser Skepsis steht die Branche vor einem Wandel. Noch nie waren Kunstschaffende so autonom wie heute. Eine neue Sammlergeneration drängt auf den Markt, die sich nicht an die alten Spielregeln hält und Kunst auch online erwirbt. Steht der elitäre Kunstmarkt vor einer Zeitenwende?
Tita von Hardenberg begibt sich an die Umbruchstellen des Kunstmarktes, um dessen Zukunft zu erforschen. Sie besucht Sammler, die umdenken, Galerien, die mit Minimalpreisen locken, und angesagte Kunstevents, auf denen sich Autodidakten und das Establishment bei wilden Partys treffen. Ist dies die schrankenlose Zukunft des Kunstmarktes?
Die Diskussion ist in vollem Gange, und die Zukunft des Kunstmarktes bleibt spannend. Klar ist nur: Die Regeln ändern sich, und die Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten der Kunstschaffenden. Ob dies ein dauerhaftes Phänomen bleibt oder nur ein vorübergehender Trend ist, wird die Zeit zeigen.
Lesen Sie auch: Kunst, Illusion und die Wahrheit – Von Bruehl