Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich werden in München drei Zeichnungen des Künstlers versteigert. Das schönste Blatt zeigt eine böhmische Landschaft.
Auf einer Reise nach Nordböhmen war Caspar David Friedrich schon früh auf den Beinen, um den anbrechenden Tag zu genießen. „Morgennebel“ notierte er am 16. Mai 1828 auf das Blatt, das eine Landschaft unweit von Teplitz zeigt. Der Blick schweift über horizontale Farbbänder in Gelb- und Grüntönen und eine zartblaue Nebelzunge bis zur Bergkette im Hintergrund. In der Bildmitte erhebt sich ein steinerner Bildstock mit einem Kreuz, das der Darstellung die für Friedrichs Werk charakteristische religiöse Symbolik verleiht.
Caspar DAvid Friedrich aus Privatbesitz
Das aus Privatbesitz aufgetauchte Aquarell des „Erfinders der Romantik“ wird bei Karl & Faber am 17. Mai mit einem Schätzpreis von 150.000 bis 200.000 Euro in der Versteigerung von Gemälden und Graphik Alter Meister und Kunst des 19. Zwei weitere Zeichnungen Friedrichs, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, stehen bereit: die um 1799 mit Feder und Pinsel entstandene „Landschaft mit Wehr“ (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR) und die Studie des Wurzelbereichs einer Erle (60.000 bis 80.000 EUR), für die der Künstler einen der damals gerade entwickelten modernen Bleistifte benutzte. Dasselbe Motiv zeigt ein Skizzenbuch Friedrichs von 1808 im Dresdner Kupferstichkabinett.
Zu seinem Umkreis gehörte auch der Norweger Johan Christian Clausen Dahl, der 1824 einen Reiter vor Abendhimmel malte. Dahl war ein Freund Friedrichs, die beiden lebten in Dresden im selben Haus und hatten ein gemeinsames Atelier. Das zur Auktion kommende Kleinformat befand sich einst in der Sammlung Georg Schäfer (10.000/20.000). Die Silhouette Dresdens im Mondschein mit Kähnen im Vordergrund wurde 1846 von Dahls Bewunderer Johann Anton Castell festgehalten (30.000/40.000).
Carl Julius von Leypold, einem weiteren Dresdner Romantiker der nächsten Generation, wird das kleine Ölgemälde „Nebel über einem russischen Friedhof“ zugeschrieben. Das offensichtlich in der Tradition Friedrichs stehende melancholische Bild war zuletzt 2017 bei Grisebach in Berlin für 86.750 Euro mit Aufgeld versteigert worden; nun tritt es, mit 50.000 bis 60.000 Euro etwas niedriger angesetzt als damals, in München gegen die Konkurrenz an.
In die vorromantische Kunstszene der Elbestadt führt Anton Graff. Der sächsische Hofmaler, von dem 80 Selbstbildnisse bekannt sind, zeigt sich auf dem um 1803 entstandenen Selbstporträt vor der Staffelei sitzend. Als ob der Betrachter gerade das Atelier betreten hätte, blickt der Künstler in seine Richtung und unterbricht die Arbeit am Bildnis einer Dame. Es handelt sich um Elisa von der Recke, die durch eine Schrift berühmt wurde, in der sie 1787 den Hochstapler Alessandro Cagliostro entlarvte. Hinter dem Bildnis der Salondame und Dichterin lehnt ihr Lebensgefährte, der Dichter Christoph August Tiedge, an einer Kommode und blickt von einem Buch in seiner Hand auf den Betrachter (40.000/50.000).
Eine besondere Erwähnung in der rund 350 Lose umfassenden Offerte verdient das Aquarell Adolph Menzels. Es zeigt ein junges Mädchen, das, den Kopf auf die Arme gestützt, über eine Balustrade blickt. Es handelt sich um „Sophiechen“, eine Tochter von Freunden Menzels (30.000/35.000). An den Rand des Blattes schrieb der Künstler: „Bitte richtiges Licht! S’taugt sonst gar nichts.“ Daran scheint sich über die Jahre kaum jemand gehalten zu haben. Zum Glück, denn das Papier ist nur wenig nachgedunkelt und die Darstellung sehr gut.
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