Bei der Asiatika-Auktion von Lempertz am 18. Juni 2024 standen die Werke des Qianlong-Kaisers im Mittelpunkt. Dieser war im 18. Jahrhundert ein begeisterter Kunstsammler und Mäzen in China. Der Kaiser, ein gebildeter Freund der Poesie, war zugleich eitel und pries sich selbst in seinen Schriften als den „einzig wahren erleuchteten Kaiser der Geschichte“, dessen Herrschaft allen anderen überlegen sei.
Eines der herausragenden Objekte der Auktion war ein Paar Siegel aus weißer Hetian-Jade mit orangen Einschlüssen. Die Siegel, deren Knäufe als winzige, geschnitzte Drachen gestaltet sind, gehören zu den Freizeitsiegeln des Kaisers, die er anlässlich seines 70. Geburtstags benutzte. Im Gegensatz dazu wurden für Regierungsdokumente Staatsschatzsiegel verwendet. Das erste kaiserliche Siegelpaar erzielte nach einem langen Bietergefecht einen Bruttoerlös von 705.600 Euro, was das Siebenfache des unteren Schätzpreises war. Ein weiteres, jüngeres Siegelpaar aus seladonfarbener Jade mit hornlosen Chi-Drachen wurde für 113.400 Euro versteigert, fast das Doppelte der Schätzung.
Asia Markt in Deutschland
Aus einer alten Privatsammlung aus Westfalen, die zuletzt in Berlin-Dahlem ausgestellt war, wurden sieben von acht Losen erfolgreich versteigert. Diese sieben Objekte erzielten insgesamt über eine Million Euro und trugen entscheidend zum Gesamtumsatz der Auktion von 2,6 Millionen Euro bei. Die Gesamtschätzung für die 460 Lose lag bei 1,3 Millionen Euro, was den Erfolg der Auktion unterstreicht. Im Juni 2023 hatte der Umsatz des Hauses noch 1,9 Millionen Euro betragen.
Ein besonderes Highlight war ein Stellschirm aus dem frühen 20. Jahrhundert, verziert mit Jade- und Elfenbein-Schnitzereien. Der aufwendig dekorierte Paravent der Ming- und Qing-Zeit verdoppelte seinen Schätzpreis auf 119.700 Euro. Ein Paar Stühle aus Huanghuali-Holz mit hufeisenförmiger Lehne aus dem 17. Jahrhundert wurde für 144.900 Euro deutlich über der Schätzung von einem privaten Sammler erworben. Ein Tisch aus derselben Münchener Sammlung fand für 63.000 Euro einen neuen Eigentümer. Ein Faltstuhl mit Fußstütze der Qing-Zeit verdreifachte seine obere Schätzung auf 21.420 Euro.
Auch Netsuke aus Japan fanden großen Anklang bei den Sammlern. Die Preise für diese geschnitzten Anhänger an taschenlosen Kimonos reichten von 378 Euro bis 30.240 Euro. Ein osteuropäischer Sammler zahlte den Höchstpreis für eine Buchsbaumschnitzerei eines herrenlosen Samurais, genannt Ronin, der als Bauer getarnt unter einem Bastumhang kauert. Diese Schnitzerei war ursprünglich auf maximal 2800 Euro geschätzt, doch ihr ausdrucksstarkes und haptisch ausgefeiltes Relief trieb den Preis in die Höhe.
Diese Auktion von Lempertz zeigte eindrucksvoll das anhaltende Interesse und die hohe Wertschätzung für asiatische Kunst und Antiquitäten weltweit.
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